In einer Kapsel mit Schallgeschwindigkeit ab durch die Röhre - und so in nur 30 Minuten von San Francisco nach Los Angeles düsen. Teams aus aller Welt arbeiten an dieser Science Fiction des Personentransports, nach einer Idee von Tesla-Erfinder Elon Musk. Der lädt an diesem Wochenende zum Wettbewerb nach Kalifornien: Gesucht wird die technisch beste Kapsel. Ganz vorne mit dabei sind auch 29 Münchner Studenten.
Manchmal müssen sie sich selbst kneifen. „Ich meine, wir sind jetzt wirklich hier in L.A. und bereiten unseren Pod dafür vor, durch diese Teströhre von Elon Musk geschossen zu werden, das muss man sich mal klar machen.“ Thomas Ruck, Student der Luft- und Raumfahrt an der TU München, hat im letzten Jahr kaum studiert, weil er dabei sein wollte bei diesem Großprojekt, das eine Komilitonin zufällig bei facebook entdeckt hatte. Elon Musk, der Gründer von Tesla und SpaceX, rief dazu auf, seine Vision des Personenverkehrs wahr zu machen: Eine Unterdruckröhre, durch die Passagierkapseln mit Schallgeschwindigkeit sausen. Einsteigen in San Francisco und 30 Minuten später im 600 Kilometer entfernten Los Angeles wieder aussteigen, eine Art Rohrpost für Menschen. Leider habe er selbst keine Zeit, sein Konzept umzusetzen, so Musk, schlaue Köpfe auf der ganzen Welt mögen sich bitte mal Gedanken machen. Nach einer Vorauswahl sind nun 27 Teams nach Kalifornien gereist, um am Wochenende ihre Version der Kapsel, auf englisch Pod, zu zeigen. Und die Münchner sind dabei.
Die ersten Tests auf dem Gelände von SpaceX, der Raumfahrtfirma von Elon Musk, nahe des Flughafens von L.A., absolvieren sie selbstbewusst. „Bevor wir in die Röhre dürfen, müssen wir ganze 104 Anforderungen erfüllen, da geht’s vor allem um Sicherheit.“, so Thomas Ruck. Die Konkurrenz ist nicht ohne: In der Box nebenan schraubt das Team des Massachusetts Institute of Technology an seinem Prototypen, das MIT gilt als die vielleicht beste technische Uni der Welt.
Besser als jede verpasste Vorlesung sei dieses Projekt, sagt der 26jährige Ruck, der für die Bremsen beim Team WARR Hyperloop verantwortlich ist. WARR, das ist die Wissenschaftliche Arbeitsgemeinschaft für Raketentechnik und Raumfahrt an der TUM. Sie haben nicht nur Ingenieure verschiedener Fachbereiche dazu geholt, sondern auch Informatiker, Antriebstechniker, Designer und BWLer. Haben gelernt, die Sprache der anderen Disziplinen zu verstehen. 350 000 Euro stecken in der blau-weißen Kapsel, die ein bisschen aussieht wie ein Rennrodel. Auch die Sponsoren dafür haben die Studenten selbst gesucht. „Wir konnten von der ersten Idee bis zum fertigen Prototypen alles mitentscheiden. Das kann man später im Beruf in einer größeren Firma nie mehr so machen.“, so Ruck.
Die Teströhre in L.A. ist nur eine Meile lang und statt Schallgeschwindigkeit werden im Wettbewerb nur 350 km/h angepeilt. Irgendwann soll der Hyperloop einmal mehrere Personen transportieren, im Prototyp sitzt erstmal nur ein Dummy, bei den Bayen natürlich in Lederhose. Im November schon haben sie ihre Kapsel zuhause in München in Einzelteile zerlegt und per Luftfracht und Schiff auf die lange Reise nach Kalifornien geschickt.
Der Hype um den Hyperloop
Es gibt bereits mehrere von SpaceX unabhängige Unternehmen, die Musks Idee aufgegriffen haben und kommerziell am Hyperloop arbeiten. So hat die Firma Hyperloop Transportation Technologies angekündigt, eine solche Highspeed-Strecke zwischen dem tschechischen Brünn und der slowakischen Hauptstadt Bratislava bauen zu wollen. Die Distanz von 130 Kilometern könnte man dann in nur zehn Minuten überwinden. Doch Experten sehen noch viele ungelöste Probleme: Wie organisiert man Notzugänge, Brandschutz oder Klimatisierung in einer solchen Unterdrückröhre? Überhaupt: Wie sicher ist das Konzept, wenn die Kapseln irgendwann im Zwei-Minuten-Takt fliegen? Und woher kommt der viele Strom, den man dafür braucht?
Fragen, über die sich Mariana Avezum, brasilianische Informatikstudentin und WARR-Projektleiterin, jetzt noch keine Gedanken macht. Die 26jährige hofft, am Wochenende in L.A. auch ihr großes Vorbild Elon Musk persönlich zu treffen. Er hat den „most awesome prize ever“, den großartigsten Preis aller Zeiten ausgelobt für den Gewinner des Hyperloop-Wettbewerbs. Was das sein wird? „Keine Ahnung, lacht Mariana, „Ein Job bei Tesla vielleicht?"
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