8 Millionen Spenden-Dollar für Hillary Clinton kommen aus dem Silicon Valley, nur 300.000 für Donald Trump - das sagt eigentlich schon alles. Die Tech-Elite in der Bucht von San Francisco nennt Trump ein "Desaster für Innovation”. Nur einer spielt da nicht mit.
Das Silicon Valley schämt sich ein bisschen für Peter Thiel. Der König des Venture Capital, der einst PayPal gegründet hat und dann als Facebook-Investor noch viel reicher wurde, engagiert sich offen für - Donald Trump. Thiel, in Deutschland geboren und schon als Kleinkind nach Amerika gekommen, hielt schon im Sommer eine flammende Rede auf den republikanischen Präsidentschaftskandidaten beim Parteitag in Cleveland. Und letzte Woche noch einmal vor der versammelten Hauptstadtpresse in Washington: “Egal wie verrückt diese Wahl erscheint, sie ist nicht so verrückt wie der Zustand, in dem sich unser Land befindet.” Thiel unterstützt Donald Trumps Kampagne mit 1,25 Millonen Dollar.
Was reitet ihn nur, fragen sie sich im Silicon Valley, hier, wo sie politisch fast alle immer in dieselbe Richtung rennen: Die letzten beiden Male haben sie Obama gewählt. Dabei ist das Tech-Tal im Süden von San Francisco nicht der Ort, wo die Leute Wahlkampfschilder in ihren Vorgarten stellen würden. Aber wenn man mal einen Autoaufkleber sieht, dann immer: “I’m with her.”
Eine Trump-Präsidentschaft sei eine Bedrohung der Tech-Industrie, schreiben 140 Unternehmer in einem offenem Brief: “Wir setzen auf eine fortschrittliche Einwanderungspolitik. Vierzig Prozent unserer erfolgreichsten Unternehmen sind von Immigranten oder deren Kindern gegründet wurden.”, so die Mitgründer von eBay, Apple, Tinder und Twitter, “Donald Trump aber steht der Einwanderung feindlich gegenüber. Er verspricht eine Mauer und Massenabschiebungen.”
Sie werfen ihm ein naives Technikverständnis vor. Unvergessen, als Trump Bill Gates fragte, ob man nicht Teile des Internets einfach schließen könne, zur Terrorabwehr. Oder als der Präsidentschaftskandidat zum Apple-Boykott aufrief, weil der Konzern sich weigerte, das iPhone eines der San Bernardino-Attentäter zu entsperren. Das passt nicht zum Leitbild von Google & Co, wo der freie Austausch von Ideen über das Internet als höchstes Gut gilt.
"Glaubt mir, wenn ich Präsident werde, dann kriegen sie Probleme", drohte Trump auf einer Wahlkampfveranstaltung in Texas. Es ging gegen Amazon, dem Trump ein “riesiges Monopol-Problem” attestierte und forderte, es kartellrechtlich zu belangen. Apple wolle er zwingen, in den USA zu produzieren. Der iPhone-Konzern bestrafte die Republikaner dafür, indem er zum Nominierungsparteitag nicht wie sonst Gelder und MacBooks zur Verfügung stellte.
Die Silicon Valley-Chefs hätten gerne über ihre Sachthemen geredet: Saubere Energie, Patentreform, Netzneutralität, Urheberrecht und Verschlüsselung. Doch all das spielte in diesem Wahlkampf so gut wie keine Rolle. Es ging immer nur um Hillary und “the Donald”. Um Persönlichkeiten statt Politik.
In der Bucht von San Francisco, wo die meisten Millionäre der USA leben, ärgern sie sich besonders darüber, dass Trump nicht - wie für Präsidentschaftskandidaten üblich - seine Steuererklärung veröffentlicht. Der Gründer des Karrierenetzwerks LinkedIn, Reid Hoffman, hat versprochen, fünf Millionen Dollar an Veteranen zu spenden, wenn Trump seine Finanzen offenlegt.
Auch einer der prominentestens Vertreter des Silicon Valley, Facebook-Chef Mark Zuckerberg, gab Trump auf seiner letzten Entwicklerkonferenz F8 einen Seitenhieb mit: “Statt Mauern zu bauen, sollten wir helfen, Brücken zu errichten.” Doch als Facebook-Mitarbeiter forderten, einen Post von Trump zu löschen, in dem er ankündigte, Muslimen die Einreise zu verbieten, hielt Zuckerberg dagegen: Das Recht auf freie Meinungsäußerung gelte auch für Donald Trump. Facebook nimmt nach Schätzungen von Analysten in diesem Jahr 300 Millionen Dollar für politische Online-Werbung ein und ist bemüht, unparteilich und neutral zu erscheinen.
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