Die selbstfahrenden Autos stehen an der Startlinie, allein, es fehlen tausende Ingenieure, die den Code dafür schreiben könnten. Das Silicon Valley will nicht mehr warten und bildet jetzt selbst aus. Ein Blitzstudium mit fast 100% Jobgarantie.
Endlich mal ein Studium, das wirklich nützlich werden könnte: In nur neun Monaten zum Ingenieur für selbstfahrende Autos, mit zehn Stunden Fernstudium pro Woche. Auf dem Lehrplan stehen Fächer wie Maschinenlernen, Lokalisation und Fahrzeugkinematik. Die praktische Ausbildung übernehmen Industrie-Partner wie das Mercedes Benz Forschungs- und Entwicklungszentrum im Silicon Valley oder der Sensorhersteller Otto (kürzlich von Uber aufgekauft). Dieses Turbostudium kostet etwas mehr als 2100 Euro und man muss dafür nicht mal nach Kalifornien reisen: Man kann den Abschluss praktisch überall auf der Welt machen, alles, was man braucht, ist ein Internetzugang.
Uni ohne Campus
Die Idee dazu hatte ein Deutscher, der im Silicon Valley schon lange was gilt: Sebastian Thrun hat für Google das selbstfahrende Auto entwickelt, inzwischen ist er Chef der Online-Universität Udacity mit Sitz in Mountain View. Eine Uni ohne Campus. Man kann sich hier im Fernstudium zum Big Data-Analysten ausbilden lassen oder Programmieren lernen. Thrun auf dem Branchentreffen Tech Crunch Disrupt in San Francisco: "Wir wollen Fächer lehren, die normale Universitäten nicht anbieten können, einfach wie die Technologie noch so neu ist wie eben bei den selbstfahrenden Autos.“
Die künftigen Studenten müssen am Ende des Curriculums einen Code schreiben, der dann in Kalifornien auf den eigenen Prototypen der Universität gespielt wird. Kann das Auto wirklich selbst fahren, hat der Student bestanden. Er bekommt ein sogenanntes Nanodegree und dann wahrscheinlich ganz schnell einen Job.
Der Kampf um die Talente
Denn der Bedarf ist riesig: Tesla, Google, Bosch und zahllose Startups - sie alle suchen im Silicon Valley verzweifelt nach Ingenieuren für die neuen Roboterautos. 123 000 Euro Durchschnittsverdienst locken. "Doch das Schwierigste hier ist, gute Leute zu finden.", weiß Thrun. "WIR finden sie für die Firmen, zum Teil in Kasachstan oder in Bangladesh. Das sind Leute, die keine Chance haben, nach Harvard oder Stanford zu kommen. Aber einen Online-Abschluss bei uns können sie machen." Der Udacity-Gründer nennt das die 'Demokratisierung von Bildung'.
Mercedes Benz als Partner
Axel Gern, zuständig für die Entwicklung des Autonomen Fahrens bei Mercedes-Benz im Silicon Valley, hofft, durch die Zusammenarbeit mit Udacity an neue Talente zu kommen: "Wer das Handwerkszeug beherrscht, bereit ist, weiter zu lernen und hoch motiviert ist, die Zukunft der Mobilität mitzugestalten, der passt in unser Team." Gern und seine Mannschaft unterstützen Sebastian Thrun auch dabei, den Lehrplan für den neuen Studiengang aufzustellen: "Welche Voraussetzungen müssen die Kandidaten mitbringen? Welches Vorwissen ist notwendig wie Mathematik oder Statistik?" Nur wenige Stunden nach Thruns Ankündigung hatten sich bereits 1300 Möchtegern-Roboterauto-Ingenieure aus aller Welt bei Udacity beworben, vergeben werden im ersten Durchgang 250 Plätze. Studienbeginn ist bereits im Oktober.
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