Der wertvollste Konzern der Welt wird 40. Zeit für eine gepflegte Midlife-Crisis bei Apple? Man kann der Firma, die das kleine i groß gemacht
hat, am besten dort beim Erwachsensein zuschauen, wo sie einst geboren wurde: im Silicon Valley.
Eine Holzkiste, vielleicht 30 mal 30 cm groß mit einer grünen Leiterplatte. “Woz” ist ins Holz graviert, für Steve Wozniak, Apples Co-Gründer. So steht der "Apple 1"
heute im Computer History Museum (Link: http://www.computerhistory.org) Mountain View. Jim Crampton beugt sich tief über den Schaukasten, er hat diesen allerersten Apple Computer vor 40 Jahren schon
mal gesehen, in Steve Jobs’ Schlafzimmer. Crampton, heute 77, war Unternehmensberater im Silicon Valley, eines Tages rief ihn der 21jährige Steve Jobs an - er wolle ihm etwas zeigen. “Also fuhr ich
zu der Adresse, wo mir ein Junge öffnete, barfuss und mit Fusselbart. Fast hätte ich nach seinem Vater gefragt, da stellte er sich vor und führte mich zu seinem Zimmer, wo er dieses ‘Home Computer
Kit’ aufgebaut hatte.” Crampton ist heute mit seinen beiden Enkeln im Museum, er will ihnen zeigen, wie alles anfing, lange vor dem iPhone, damals im Silicon Valley. “Ich habe Jobs dann
gefragt, wieviel Geld er hat, um das Geschäft zu gründen und er sagte, er habe dafür gerade seinen VW-Bus für 1300 Dollar verkauft.” Crampton hatte größere Kunden zu der Zeit, wie zum Beispiel Atari,
so delegierte er das Jobs-Startup an einen jüngeren Kollegen. Heute wurmt ihn, was ihm entging: "Ich hätte reich werden können mit Apple.”
Erfolgsgeschichte
Apple ist nun, 40 Jahre später, das wertvollste Unternehmen der Welt, mit einem aktullen Börsenwert von über 500 Milliarden US-Dollar. Auch wenn es den Spitzenplatz im
Februar dieses Jahres erstmals für einen Tag an die Google-Mutter Alphabet abgeben musste. Im offiziellen Geburtstagsvideo gibt's 40 Jahre Firmenhistorie im 40 Sekunden-Schnelldurchlauf: Nach den PC’s kam der iPod, der
die Musikindustrie revolutionierte, 2007 das iPhone, das das Mobiltelefon revolutionierte, dann das iPad und schließlich im letzten Jahr die Apple Watch.
Doch der größte Erfolg für den Konzern ist bis heute das iPhone. Bald muss ein neuer Hit her - aber was könnte das sein?
Die Firma wächst ständig, hat aktuell über 600 Jobs ausgeschrieben und baut gerade einen Campus 2 in ihrer Heimatstadt Cupertino. Ein ultramodernes Bürogebäude,
das aussieht wie ein riesiges gläsernes Raumschiff und das bald 13 000 Mitarbeiter aufnehmen soll. Zusätzlich hat das Unternehmen in den letzten Monaten und Jahren viele weitere Grundstücke
und unter anderem eine alte Pepsi-Fabrik in der Bucht von San Francisco gekauft.
Baut Apple ein Auto?
Die Immobilienmakler im Silicon Valley schauen der Apple-Expansion etwas ratlos zu. “Sie arbeiten an etwas, von dem wir nicht wissen, was es ist, aber es muss
wohl größer sein als ein iPhone.”, vermutet Chad S. Leiker von der Gewerbe-Maklerfirma Kidder Mathews: "Es würde mich nicht wundern, wenn wir Apple demnächst auch in unseren Einfahrten
finden."
Tatsächlich verdichten sich die Anzeichen, dass auch Apple am selbstfahrenden Auto arbeitet, auch wenn es bis heute keine offizielle Bestätigung dafür gibt.
Angesprochen auf die Apple Car-Gerüchte, sagte CEO Tim Cook kürzlich nur, man sei aufgeregt, wisse aber nicht genau was kommen würde.
Dass Apple endgültig erwachsen geworden ist, sieht man an dem selbstbewusst und in aller Öffentlichkeit ausgetragenen Streit mit dem FBI: Die Behörde
will mit Apples Hilfe das iPhone des getöteten San-Bernadino-Attentäters auswerten, doch Apple sagt nein und beruft sich auf sein Datenschutz-Versprechen.
Selfie vorm Jobs-Haus
In Palo Alto blühen die Apfelbäume und Narzissen vor dem Haus von Steve Jobs, ein Gärtner mäht vorsichtig den Rasen drumherum. In dem Backsteingebäude in der Waverly
Street hat Jobs gut 20 Jahre gelebt, hier ist er 2011 auch gestorben. Seine Witwe wohnt noch da. Fast immer trifft man Touristen vor dem Haus, die Selfies machen. Heute: Ola Nykolyshin mit Mann und
Baby aus der Ukraine. Ola arbeitet für eine Software-Company in Lemberg und ist Apple-Fan. “Die Geräte sind so herrlich einfach und intuitiv zu bedienen”, schwärmt sie.
Apple User aber keine Jünger
Zwei Kilometer weiter in der University Avenue: das HanaHaus, ein öffentliches CoWorking-Café. Hierher kommt man im Silicon Valley zum Arbeiten und Networken. Viele,
die da sind, haben gleich mehrere Produkte mit dem Apfel drauf im Einsatz: Das Macbook, das iPhone und die Apple Watch. Und trotzdem sind sie keine Jünger: “Für mich ist das einfach eine große Firma,
die immerzu
neue Updates herausgibt, um noch mehr Geld zu machen.”, sagt Stephanie Wang, die an der nahegelegenen Uni Stanford zu Künstlicher Intelligenz forscht. Afshin am
Nachbartisch, ebenfalls Student in Stanford, zuckt nur mit den Schultern: “Apple ist schick, aber völlig überteuert.”
Yann Yu, Technik-Chef eines Startups in San Francisco, ist einer der wenigen hier, die mit einem Laptop der Konkurrenz da sind. “Ich war Apple-Anhänger der ersten
Stunde, aber ich bin davon abgekommen. Apple ist ein geschlossenes System, dass Dich abhängig machen will.”
Ein Artikel für ZDFheute.de:
Es sind noch keine Einträge vorhanden.