Ganz neu auf dem US-Markt: “Hello Barbie”, die erste Puppe mit künstlicher Intelligenz. Sie kostet 75 Dollar und soll dem
Spielzeughersteller Mattel das große Weihnachtsgeschäft bescheren.
Weil Barbie bisher nur Englisch spricht, haben wir sie in Amerika getestet, mit der 8jährigen Zoe aus Kalifornien. Das
Ergebnis: unbefriedigend.
Schon die Installation ist kein Kindergeburtstag: Zoes Eltern müssen die “Hello Barbie”-App downloaden, einen Account
anlegen, eine Wifi-Verbindung herstellen. Dann endlich der große Moment: Das Mädchen drückt auf die Gürtelschnalle der Puppe. “Hello ...?” - “Hey, da bist du ja!”, antwortet die Puppe. Es
ist keine mechanische Computerstimme, wie man sie von Siri oder Alexa kennt, Barbie klingt sehr menschlich. Ihre Stimme ist die der 23jährigen Schauspielerin Erica Lindbeck. Sie hat über Wochen
8000 mögliche Barbie-Antworten in einem Tonstudio in Hollywood eingesprochen. All diese Sätze liegen nun in der Cloud und werden in Sekundenschnelle von der Barbie abgerufen, möglichst passend zu
dem, was das Kind vorher gesagt hat.
“Eine Puppe, die zurück spricht - Das ist der Wunsch Nummer 1, den Mädchen an Barbie heute haben.”, glaubt Julia Pistor von
Mattel. In nur zehn Monaten realisierte der Spielzeugriese das Projekt mit der Firma “Toytalk” aus San Francisco, spezialisiert auf Spracherkennung. Die Zeit drängte, die Puppe musste auf
den Markt vorm kommenden Thanksgiving-Wochenende, an dem die meisten Amerikaner ihre Weihnachtsgeschenke kaufen.
Doch Barbies künstlicher Intelligenzquotient scheint noch nicht sonderlich hoch. Denn ihr Lieblingssatz geht derzeit so:
"Scheinbar funktioniert etwas nicht, lass uns später weiter sprechen.” Ganze 17 mal bricht die Puppe während unseres einstündigen Tests auf diese Art das Gespräch ab. Oder sie sucht das Wifi.
Oder sie versteht völlig falsch. Als Zoe zum Beispiel fragt: “Welche Musik hörst Du am liebsten?” antwortet Barbie: "Tut mir leid, ich konnte
Dich nicht richtig hören. Wieviele Schwestern?”
Das Kind ist frustriert.
Barbies Themen sind vor allem Mode, Überraschungsparties, Schule - die klassischen Klein-Mädchen-Themen. Auf Fragen kann sie
kaum antworten, wenn das Kind das Thema wechseln möchte, steigt die Puppe meist aus.
Die Eltern bekommen wöchentlich eine Email mit einem Audio-File geschickt: “Hören Sie, was Ihr Kind Tolles gesagt hat!”
Wie bei Big Brother, warnt der amerikanische Kinderpsycholge Allen Kanner von der Kampagne “Commercial-Free Childhood”: “Das ist ein massiver Eingriff in die Privatsphäre. Sollen die
Eltern ihren Töchtern sagen, dass ihre Gespräche mit Barbie abgehört werden? Damit wird das ganze Prinzip des freien, phantasievollen Spiels ruiniert.” Außerdem befürchtet Kanner, dass Barbie zu
Marketingzwecken benutzt werden könnte, so zum Beispiel Filme und Musik empfehlen könnte. Mattel bestreitet das vehement.
Die 8jährige Zoe gibt die “Hello Barbie" nach unserem Test freiwillig wieder her. Ihr Urteil: Ganz lustig, aber noch
nicht ausgereift.
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