Neues von TechCrunch Disrupt in San Francisco
Mit dem Handel von therapeutischem Marihuana Geld verdienen, ein 3D-Printer für Fingernägel und künstliche Intelligenz für die häusliche Katzenversorgung - derart frische Ideen erblicken gerade in San Francisco das Licht der Startup-Welt. Aber das Silicon Valley kann auch nachdenklich und reflektiert sich selbst auf dem jährlichen Branchentreffen TechCrunch Disrupt.
Der Hi-Tech-Fressnapf erkennt, welche Katze gerade vor ihm steht, zeichnet auf, was das Tier frisst, führt Statistik und schlägt Alarm, wenn es sich auffällig verhält (www.catfi.com). Gesichtserkennung jetzt also auch für Katzen. Aber ist das disruptiv?
Disrupt ist ein Lieblingswort im Silicon Valley.
Disruption heißt Unterbrechung und steht für das Prinzip, Märkte anzugreifen und Marktführer zu verdrängen. TechCrunch Disrupt also vielleicht das wichtigste Branchentreffen San Franciscos jedes Jahr im Herbst, organisiert vom Technologie-Blog TechCrunch. 3000 Unternehmer, Wagniskapitalgeber und Journalisten sind gekommen. 450 Startups wollen maximale Aufmerksamkeit.
Marihuana ist das große Thema dieses Jahr, der Rapper Snoop Dogg launcht live seine neue "Lifestyle-Plattform" rund um die Droge (www.merryjane.com) und auf die Frage, warum er Marihuana so liebt, antwortet er: “Rein medizinische Gründe”. Dazu passt dann gut, dass die Gründer von green bits den Handel von therapeutischem Marihuana vereinfachen wollen.
Und dann wird der Nailbot vorgestellt. Ein 3D-Printer, mit dem man sich in nur einer Minute kleine Kunstwerke auf die Fingernägel drucken kann. Einfach das gewünschte Motiv vom Smartphone auswählen und los geht’s. (www.preemadonna.com).
Aileen Lee von Cowboy Ventures, deren Fonds spezialisiert ist auf Anschubfinanzierung, wirkt ein bisschen gelangweilt vom Angebot, sagt, man habe in diesem Jahr noch nicht mal halb so viel investiert wie letztes Jahr um die gleiche Zeit. “No big ideas out there”, keine großen Ideen gerade auf dem Markt. Und trotzdem habe es nie einen besseren Zeitpunkt gegeben als jetzt, um gerade im Social Media-Bereich etwas Neues zu erfinden: "Facebook und Twitter sind was für Alte, die Nachfolger der Millenials wollen ständig neue Formen der Kommunikation.”, so Lee. Dementsprechend wimmelt es nur so von Foto- und Videosharing-Apps sowie neuen Messaging-Diensten auf der Startup-Expo.
IBM führt per live-Demo vor, was Watson, die künstliche Intelligenzmaschine, inzwischen kann: Nämlich sich eine Meinung zu jedem beliebigen Thema bilden. “Ist Wikipedia eine zuverlässige Quelle?” fragt IBM’s John Kelly vorm Publikum den Pro und Contra-Generator. Der scannt Milliarden von Wikipedia-Einträgen samt Dokumenten, Artikeln, Studien und antwortet nach nur zehn Sekunden mit Star Trek-Stimme: “Ja, Wikipedia ist eine zuverlässige Quelle.” “Das wird nicht einfach ein neues Computersystem, das wird die Art, wie wir Entscheidungen treffen, grundlegend verändern.”, ist sich Kelly sicher. “Wenn Sie Krebs haben und Ihnen zwei Ärzte zwei verschiedene Chemotherapien empfehlen - fragen Sie in Zukunft Watson. Er wird alle verfügbaren ärztlichen Bulletins und Richtlinien scannen und dann neutral für Sie entscheiden.” In zwölf bis 18 Monaten soll Watsonmarktreif sein.
Manchen macht das Angst. Sam Altman zum Beispiel. Forbes ernannte ihn gerade zum Top-Investor unter 30, er ist Chef von Y Combinator,einem wichtigen Startup-Accelerator im Silicon Valley (im Portfolio z.B.: Airbnb, Dropbox). Altman fragt bei TCDisrupt: Wohin führt uns Künstliche Intelligenz? „Wir schaffen hier nicht nur Technologie. Wir erfinden eine neue Lebensform, die stärker wird als wir.”, so der 29jährige, “Also lasst uns zumindest dafür sorgen, dass sie den Menschen nicht schadet.”
Über fünfzig Startups auf der Expo kommen allein aus dem Bereich Virtual Reality, alle wollen 2016 auf den Markt. Wie zum Beispiel die virtuelle Umkleidekabine, die aus Kunden in Echtzeit Avatare mit ihren realen Maßen macht, damit Shopping vom Sofa aus sicher gelingt (www.trimirror.com). Immer gut besucht auch der Stand von www.seperate.us, was soviel heißt wie “Trenne uns”. Eine online-Scheidungsplattform, die Paaren den Papierkrieg und die teuren Anwälte ersparen soll.
Beim Rausgehen stellt man verwundert fest: Zwölf Länder, darunter Argentinien, Brasilien, China, Tschechien und Polen, sind mit eigenen Startup-Pavillions bei TCDisruptvertreten. Deutschland ist nicht dabei.
Es sind noch keine Einträge vorhanden.